Die Dicke spielte vor Fachpublikum
Vom 16. bis 19. Januar 2014 tagte der Verband deutscher Puppentheater e.V. in Braunschweig. Den Bundeskongress richtete das Figurentheater Fadenschein aus. Der Kongress besteht immer aus Vereinstagung und Aufführungen, die in einem gemütlichen Zusammensitzen aller teilnehmenden Vereinsmitglieder enden.
Ich war mit meiner Bachelorinszenierung „Die Dicke – spielt Medea“ als Studentenabend eingeladen und angekündigt. Die Vorstellung war ausverkauft. Und die Hälfte des Publikums sozusagen vom Fach. Es war eine gute Vorstellung und ich habe mich mit dem ein oder anderen über meine Inszenierungen austauschen können. Es waren angenehm kritische Gespräche, die mir für meine weiteren Auftritte dienlich sind und waren.
Theater auf der Zitadelle und ‚Drei kleine Selbstmorde‘
Neben dem Studentenabend konnte man sechs weitere Aufführungen im Rahmen des Kongress sehen. Vier Kinderstücke und zwei Abendvorstellungen. Das Theater auf der Zitadelle aus Berlin zeigten „Die Berliner Stadtmusikanten“, eine Puppenspiel-Komödie mit Charme und Musik. Das Stück hat echt gefetzt! Wenn ihr es sehen wollt, schaut es Euch im Februar bei der Imaginale 2014 in Stuttgart an.
Und dann hatte ich endlich mal die Gelegenheit das Kult-Stück „Drei kleine Selbstmorde“ zu sehen, ein Objektheater-Stück, dass Gyula Molnàr 1981 entwickelte. Er schenkte die Inszenierung Alexandra Kaufmann, Puppenspielerin aus Berlin, die jetzt damit herum tourt. Ein wunderbar leichtes Spiel mit Objekten, die tragische Geschichten erleben.
Die Tagung
Als Gast konnte ich bei den Sitzungen des Verbandes tagsüber dabei sein. Wenn man noch nie aktives Mitglied in einem Verein war, ist es schon mal ganz spannend mit zu bekommen welche Themen dort besprochen werden, wieviel Mitspracherecht man als Mitglied hat, wofür der Verband steht usw.
Aber ich muss zugeben, dass die Gespräche über Satzungsänderungen und die Wahlen des Vorstands schon ganz schön langatmig und trocken waren.
Dafür hatte man aber am letzten Tag die Gelegenheit Dedo Weigert kennenzulernen. Er hielt einen längeren Vortrag über Scheinwerfer-Technik und stellte seine neusten Scheinwerfer aus – die man auch ausprobieren durfte.
Die Braunschweiger Presse schrieb über den Bundeskongress
[…] Mit und ohne Sprache, erfundenen Lauten und international vertrauten Emotionen wird agiert: komisch, tragisch, verblüffend banal und verblüffend einfallsreich. Von der Brausetablette über den abgewetzten Herrenmantel bis zur lebensgroßen Kuh eignet sich alles, um menschlichen Schwächen einen Spiegel vorzuhalten und Geschichten zu inszenieren. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
[…] Der klassischen Tragödie widmet sich Julia Raab mit „Medea“ in drastischer Verfremdung. Als obdachlose Dicke wird sie zur Leitfigur und entwickelt sprachlos ihr Lebensdrama durch elementare Handlungen und symbolträchtige Attribute. Wie wenig bedarf es, um Situationen und Bilder zu imaginieren! Was läßt sich nicht alles beleben und verwandeln! Und welche Chancen und Überraschungen hat das Figurentheater gegenüber dem herkömmlichen Theaterbetrieb! […]
Braunschweiger Zeitung, 25. Januar 2014, Marianne Winter