Tehran: Die Stadt

Tehran

Eine Woche unterwegs in der Hauptstadt der Islamischen Republik Iran.

Vorwort

Mitte Februar war ich mit meiner Inszenierung ‚Die Dicke – spielt Medea‘ auf dem 13. Internationalen Festival für studentisches Puppentheater in die Hauptstadt Tehran eingeladen. Eine Woche lang hatten wir, mein Freund und ich, die Gelegenheit Tehran und die dort lebenden Menschen kennenzulernen. Alle Befürchtungen und Vorurteile, die im Vorfeld durch Gespräche mit Kollegen und Freunden durchaus aufkamen, konnten wir beiseite schieben und die Woche in der Fremde genießen.

Wir haben so viel erlebt, dass ich das gar nicht alles in einem Beitrag verwursten möchte. Deshalb wird es zwei bis drei Beiträge geben.

Viel Spaß Euch beim Lesen und Fotos gucken!

Tehran bei Nacht

Tehran – Die Hauptstadt der Islamischen Republik Iran

'">Julia mit ihrem Visum für den Iran

Ankunft in Tehran

Nachdem wir nach langem Hin und Her endlich einen Tag vor Abflug unsere Visa in den Händen halten konnten, ging unsere Reise in die Islamische Republik los. Am Samstag, den 15. Februar sind wir nach einer 12-stündigen Anreise von Leipzig über Istanbul am internationalen Flughafen Imam Khomeini in Tehran angekommen.

Die Stadt Tehran

Den ersten Blick auf die 17 Millionen-Einwohner-Metropole Tehran hatten wir aus Karens Auto.

Tehran

Karen ist ein Freund der Festivalorganisatoren, der ansich nichts mit dem Festival zu tun hatte, aber bereit war morgens um 6:00 Uhr die deutschen Gäste vom Flughafen abzuholen und ins Hotel zu bringen. Die Stunde, die wir gemeinsam im Auto verbrachten war sehr schön, aber leider haben wir Karen nicht wieder gesehen.

Für die gesamte Festivalwoche waren uns zwei Guides zugeteilt, die fließend Deutsch sprachen und uns die Stadt zeigten.

Zum Beispiel ließen wir uns verschiedene persische und typisch iranische Teppiche zeigen. Im Norden der Stadt besuchten wir einen kleinen Basar und aßen süß-salzige Rote Beete am Spieß, ein gängiger Snack im Iran. In Darband, dem nördlichsten Stadtteil Tehrans, auf 1700 m Höhe, saßen wir in einem Restaurant zwischen Felsen. Während wir Shisha rauchten, konnten wir den Blick auf das ehemalige Dorf genießen. Am Freitag, dem iranischen Sonntag, gönnten wir uns vom sechst höchsten Fernsehturm der Welt, dem Borj-e-Milad, einen Blick auf die nicht enden wollende Stadt.

Öffentliche Verkehrsmittel

Wenn wir in Tehran von A nach B wollten fuhren wir entweder Bus, Metro oder Taxi. In einigen Bussen darf man als Frau nur im hinteren Teil des Busses sitzen. In der Metro gibt es auch explizite Frauenabteile. Man kann sich auch in gemischten Abteilen aufhalten, als Frau hat man aber definiv mehr Pltz um sich herum.

Die meiste Zeit sind wir aber Taxi gefahren und das war jedesmal ein Erlebnis.
Unsere Guides ließen uns irgendwo an der Straße stehen, gingen fünf Meter zurück, handelten einen Preis mit dem Taxifahrer aus und wir stiegen dann zu. Der Fahrpreis überschritt nie 1 €, trotzdem sollte er im Vorfeld ausgehandelt werden, vor allem als Ausländer.
In den Taxis scheint es übrigens kein Problem zu sein, wenn Frauen und Männer sich berühren, denn da kann man auch zu viert oder fünft auf der Rückbank sitzen, obwohl eigentlich nur für drei Platz wäre.

TehranWenn man sieht, wie die Iraner Autofahren, möchte man sich zu gerne auch hinten anschallen. Keine Chance, in den iranischen Autos sind Gurte auf dem Rücksitz nicht vorgesehen. Wenn man vorne sitzt, ist man allerdings verpflichtet sich anzuschnallen. Sehr absurd, finde ich.
Auf die Straßenverkehrsordnung kann man sich in Tehran als Autofahrer auch nicht verlassen. Die beste Methode scheint ‚Augen zu und durch!‘ zu sein.
Rote Ampeln werden mißachtet, die Spurenführung ist völlig sinnfrei und nicht der Blinker weist die Richtung an, sondern die Hupe hat das Sagen.

Ein absoluter Spaß, wenn man einigermaßen sicher im Taxi sitzt und beobachten darf.

Vorschriften und Regeln

Julia mit Kopftuch in TehranIm Iran gibt einige Regeln, an die man sich halten sollte, wenn man nicht in den weißen Transporter der Sittenpolizei steigen möchte. Als Frau sollte man ein Kopftuch, langärmlige Shirts und einen knielangen Mantel tragen. Frauen und Männer dürfen sich in der Öffentlichkeit laut Gesetz nicht berühren, d.h. man darf sich nicht die Hände schütteln, sich nicht umarmen und erst recht nicht küssen. Alkohol trinken ist im gesamten Land für alle Menschen verboten.

Doch auch in Tehran werden die Regeln gebrochen: Die meisten Studenten, Theatermacher und bildenden Künstler auf dem Festival haben mir, trotzdem ich eine Frau bin die Hand gegeben. Ich wurde sogar auch umarmt. Aber eben nicht überall und nicht von jedem.

Ich habe immer wieder bemerkt, dass Iraner lieber mit einem männlichen Gegenüber sprechen als mit einem weiblichen. Wieder und wieder wurde mein Freund, der als Techniker für meine Inszenierung mitgereist ist, angesprochen und für den Regisseur meiner Inszenierung gehalten.

Er tat sein Bestes, um ihnen deutlich zu machen, dass nicht er der Künstler sei, sondern ich.

Ganze Blogbeitrag-Serie lesen!

Schön, dass es auch solch stille, aber dafür umso intensivere Kunst (noch) gibt. […]

Figurenspielerin & Theaterpädagogin

Julia Raab

In Halle (Saale) bin ich seit 2013 zu Hause.

Im Atelier fiese8 arbeite ich an neuen Figurentheater-Produktionen, Lesungen, Figuren & Objekten.

Mit meinen Produktionen bin ich im In- und Ausland unterwegs auf Festivals und auf Gastspielreise.

Sag Hallo

Zugehöriger Inhalt

Mehr über Julia Raab

Hier finden Sie alles über die Figurentheater-Inszenierung ‚Die Dicke spielt Medea‘.

Ausführlichere Informationen über die Figurenspielerin in der Dicken – Julia Raab – und ihr umfangreiches Repertoire finden Sie auf

juliaraab.de

Meinungen

Durch diesen symbolischen spielerisch-destruktiven Akt […], gerät die verlassene, erniedrigte und ins Exil der Obdachlosigkeit gedrängte „Dicke“ endgültig zu einem modernen Abbild der tragischen und vielschichtig erscheinenden Frauenfigur aus der klassischen Antike. […]